Han Wu, der neue Anführer der „Licht der Weisheit“ genannten Gruppierung, welche sich an die Spitze der Widerstandsbewegung der Capellanischen Bevölkerung gesetzt hat, sah zu seinen Untergebenen hinunter. Er beobachtete die Männer bei der Arbeit und war mächtig stolz auf sein kleines Versteck auf dem Hauptplaneten Orbisonia. Er machte sich Gedanken zu den vergangenen Wochen. Es war ein hübsches, kleines und gut verstecktes Lager. Nun diese Sicherheitsvorkehrungen waren nötig geworden, als die Pro-Davion-Regierung die Gangart härter geschalten hatte. Zuerst wurden nur die New Syrtis-Sezessionisten verhaftet und eingebuchtet, aber zunehmend richtet sich der Fokus auch auf den hohen Anteil der chinesischen Wohnbevölkerung von vier der fünf Welten des Paktes. Die Bevölkerung wurde schikaniert, drangsaliert und ganz allgemein wurde das Leben der Bevölkerung zur Hölle gemacht. Es fängt bei ganz kleinen Sachen an und zieht sich immer weiter durch. Zuerst hatte die Regierung eine Ausgangssperre veranlasst. Diese wurde durchgesetzt und mit Verhaftung bestraft und dauerte von 22:00 bis und mit 06:00 Uhr. Dazwischen durfte sich die capellanische Bevölkerung nicht im Freien aufhalten. Das alleine hatte nicht gereicht die Bevölkerung zu reizen. Zusätzlich wurde das Militär in die Dienstpflicht genommen. Der Arbeitsausfall der Milizionäre wird nun durch die capellanische Bevölkerung getragen. Auch dies wäre noch nicht schlimm gewesen. Was zum ersten Mal einen gewissen Aufruhr ausgelöst hat war, dass die chinesischen Milizionäre nicht eingezogen wurden wegen ihrer Herkunft. Nun, dass hat die Bevölkerung sehr aufgebracht. Aber der Krone den Zacken ausgeschlagen hat, dass die chinesische Bevölkerung nun die Zeche für den Einsatz bezahlen muss. Die neuen Abgaben nennen sich Capellanischer Dollar für Nahrungsmittel. Capellanischer Cent pro Einheit Strom und Wasser. Und das ganze zieht sich durch das komplette Leben. Vor rund vier Wochen haben dann die Anschläge begonnen. Zuerst wurden Läden von Nichtchinesen verschmiert. Das waren noch die Kleinigkeiten. Danach wurden Scheiben eingeschlagen. In letzter Zeit kam es vermehrt zu Angriffen auf Ladenbesitzer und sogar die Polizei. Diese Wiederum hat alle chinesischen Polizeikräfte suspendiert und nach Hause geschickt. Ohne Lohn versteht sich. Dies hat wiederum die Bevölkerung zu mehr Widerstand gegen die Polizei und Miliz aufgestachelt. Bislang ist es nur dem Glück zu verdanken, dass es keine Toten gab. Seine Einheit hatte nun die Aufgabe die Führung im Kampf für den Anschluss an die Republik Capella zu organisieren. Dazu wurde eine grössere Demo unter dem Namen „Licht der Weisheit“ geplant und in allen grossen Städten durchgeführt. Eine längere Geschichte könnte das werden, falls es ausartet. Wenn es ausartet. Naja, dann wären wir wohl relativ nahe am Zustand den wir uns eigentlich wünschen.
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Frederic MacDonald sah zum Lenker hoch, als dieser ihn über das Com anrief. Er erschrak nicht direkt, aber es war doch sehr ungewöhnlich. Die Veröffentlichungen der Regierung hatten seiner Organisation stark geschadet. Nicht basierend auf die Unterstützung, sondern Personell. Das Problem war, dass man ihm viele seiner aktiven Kämpfer abgeknöpft hatte. Der Lenker wiederum verbat ihm, den Botschafter von New Avalon als Gegenstand zur Erpressung zu benutzen. Liebend gerne würde er einige Gefangene gegen das Wohlwollen des Überlebens des Botschafters tauschen. Nun, wenn der Lenker dachte, dass er ewig zuschauen würde wie seine Leute in den Lagern sitzen, so hatte sich der Lenker aber geschnitten. Er redete weiter auf ihn ein und versuchte MacDonald etwas zu beruhigen. Doch dieser beachtete ihn nicht weiter. In Gedanken war er bereits soweit, dem Botschafter einen Finger abzuschneiden und diesen dem Polizeipräsidenten von Orbisonia City zukommen zu lassen. Mit der Aufforderung seine Leute freizulassen, oder es würde noch mehr Finger geben, die an die Presse verschickt würde. Das würde die Stimmung bestimmt etwas „anheizen“. Bei diesem Gedanken lächelte er und der Lenker hatte wohl das Gefühl, dass er sein Ziel erreicht hat. Nach einem kurzen Dank und Lob beendete er das Com-Gespräch. Frederic MacDonald jedoch machte sich auf den Weg in Richtung des Versteckes. Solch wichtige Dinge sollte man persönlich machen.
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Der Polizeipräsident von Orbisonia sah schockiert auf den kleinen Brief in welchem der dickliche Finger des Botschafters ihm zugesandt wurde. Der Präsident des Orbisonia-Protektorates war ebenfalls im Büro anwesend. Während der Besprechung zwischen den beiden wichtigsten Offiziellen war der Schreiberling mit dem dringlichen Brief zu ihm gelangt. Und so waren nun beide Personen schockiert und sprachlos. Der dazugehörende Begleitbrief mit der wortreich beschriebenen Drohung zuerst die Kinder und die Frau des Botschafters in kleinen Päckchen zu verschicken und anschliessend den Botschafter selbst, liess die Beiden erst Recht erstarren. Nach einer ganzen Weile war es der Präsident der die Simmte zuerst zurückerlangte. Er meinte zum obersten Polizisten: „Wir dürfen uns nicht erpressen lassen. Nicht von diesem Mark Capella-Pack. Nicht in diesem Moment. Nicht jetzt, wo wir auch langsam die capellanische Bevölkerung verlieren und die Republik Capella immer Näher an unsere Grenzen rückt. Die Konföderation und hier insbesondere die Republik Capella haben freilich bislang noch keinen offiziellen Anspruch auf den Pakt erhoben. Aber ich würde nicht darauf Wetten, dass die Capellaner mit ihrer stellaren Nähe dies nicht noch nachholen werden. Die Bevölkerung ist jedoch nicht so pessimistisch was das angeht. Wie sie ja wissen haben vier von fünf Planeten einen starken chinesischen Anteil, wenn nicht sogar eine deutliche Mehrheit.“ Der Polizeipräsident wirkte unruhig und sagte: „Ja, ich verstehe was sie meinen. Und für den kommenden Tag sind auf sämtlichen Planeten des Paktes capellanische Demonstrationen geplant. Die planetaren Regierungen haben uns mit den Zusatzsteuern nicht wirklich einen Gefallen getan. Im Gegenteil, der Wind dreht sich langsam. Nicht auszudenken, was passiert wenn die Capellaner wirklich wütend werden. Die Aktion mit der Polizei und den Milizionären hat die Stimmung schon genug angeheizt.“ Das Gespräch dauerte so noch weitere 50 Minuten an und drehte sich um sämtliche politischen Aspekte des Paktes.
_________________ Tian Hu Aris - Herzog von Capella und Anführer der Kommunalität Capella - Konföderation Capella
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