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Das Battletech Strategie Game
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 Betreff des Beitrags: Sian
BeitragVerfasst: So 28. Okt 2012, 11:35 
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Der hochgewachsene Stabsoffizier stand sinnend vor dem Holotank, in dem gerade die Kommunalität Sian und die umliegenden Systeme dargestellt wurden. Sūn Hǔ Jjīng, Stabschef des Oberbefehlshabers der Kommunalität, war innerlich angespannt. Bis jetzt kamen die Streitkräfte gut voran. Immer mehr Systeme hatten sich zur Kommunalität Sian und damit zur Konföderation Capella bekannt. Einige, wenn auch vergleichsweise wenige, hatten sich den Landungstruppen entgegengestellt, aber bisher konnten die lokalen Streitkräfte immer, wenn auch aggressiv, durch die capellanischen Streitkräfte zum Einlenken bewegt werden.

Der Erfolg der Operation, die er maßgeblich mit geplant hatte, übertraf alle Erwartungen. Mit einem so schnellen Vormarsch hatte selbst er nicht gerechnet! Trotzdem schmerzte ihn jeder gefallene Soldat und jeder verlorene Mech oder Panzer, wusste er doch, dass das aktuelle Tempo des Vormarsches nur aufrecht erhalten werden konnte, wenn der Nachschub nicht versiegte. Motivierte Soldaten gab es in Capella genug, aber technologisch hinkten sie den anderen Staaten der Inneren Sphäre schon immer hinterher.

Wenn, ja wenn, es einen gut funktionierenden Auslandsgeheimdienst gäbe. könnte er die Verluste noch weiter minimieren. Aber derzeit sprangen die Einheiten jedesmal in eine Wundertüte hinein, ohne zu Wissen, was sie erwartete. Das musste ein Ende haben! Hier auf Sian hockte hinter jeder Ecke ein Agent, der darüber zu wachen hatte, dass niemand ungestraft den Kanzler kritisiert. Wenn nur 10% dieser Agenten abgestellt gewesen wären, um Informationen auf den noch unabhängigen Welten der Umgebung zu sammeln, wäre dieser Feldzug ein Spaziergang gewesen. Zumindest hatte er jetzt, nach langem Ringen endlich die Erlaubnis erhalten, einen militärischen Geheimdienst aufzubauen, der genau diese Informationen beschaffen sollte, die die Truppe benötigte. Er hoffte, bald die Agenten in Marsch setzen zu können, die sich noch in der Ausbildung befanden.

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Schöne Grüße

Sūn Hǔ Jjīng
(Orca)
Kommunalität Sian
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"Das Spiel ist das einzige, was Männer wirklich ernst nehmen. Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt."
(Peter Bamm)


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 28. Okt 2012, 11:35 


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 Betreff des Beitrags: Sian 2504
BeitragVerfasst: Mi 7. Nov 2012, 21:21 
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Nordkontinent Calpaca, Unabhängiger Planet,
Sian-Quadrant, Mai 2504

"Was sagen Sie da? Ein ganzes verdammtes schweres Panzerbataillon und ein Infantriebatallion?" brüllte der Zhong-Shao wütend, nachdem Sao-Wei Orloff ihren Bericht über die Erkundungsergebnisse beendet hatte. Schreckensbleich blickte sie ihren Vorgesetzten an. Doch der Kommandeur des Bataillons beruhigte sich augenblicklich und fügte hinzu: "Die Zeiten sind vorbei, in denen die Überbringer schlechter Botschaften hingerichtet wurden!" Er lächelte leicht und seine Aufklärungszugführerin entspannte sich wieder sichtlich und komplettierte die Lagedarstellung auf der Lagekarte. Nadja Orloff war die jüngere Schwester eines seiner Jahrgangskameraden von der Akademie und eine absolut kompetente Offizierin. Ihre Lagedarstellung war wie immer klar und eindeutig gewesen und er gab sich keinen Wunschträumen hin, das die Aufklärungsergebnisse vielleicht fehlerhaft wären.

Zhong-Shao Beresow blickte auf die durch den Sao-Wei aktualisierte Karte und zog die Augenbrauen zusammen. Jetzt war eingetreten, was er immer befürchtet hatte. Die Calpacier hatten es tatsächlich geschafft, unbemerkt von Ihren Nachbarn, eine ernstzunehmende Streitmacht aufzubauen. Im war jetzt klar, warum die Regierung von Calpaca seine höfliche Aufforderung, sich der Kommunalität Sian anzuschliesen, mit einer barschen Ablehnung beantwortet hatte. In der CDS McGuyver, einem Landungschiff der Union-Klasse, das seinen Verband und ihn auf dem Planeten gelandet hatte, konnte nicht mehr als ein Bataillion Truppen befördert werden. So hatte der Gegner frühzeitig seine Stärke abschätzen können. Zudem waren seine Kräfte bereits durch Kämpfe auf anderen Planeten um 1/3 dezimiert. Denkbar schlechte Aussichten, um seinen Auftrag zum Erfolg zu führen. Das einzige was ihm nun helfen konnte, war die höhere Beweglichkeit seiner mittleren Kampfpanzer und der Vorteil der Initiative. In ihm reifte bereits ein Operationsplan, in dem er diese Punkte zu seinem Vorteil zu Nutzen beabsichtigte.

Nach der Befehlsausgabe an seine Kompaniechefs und den Stab lehnte sich Beresow zurück und genoss die Ruhe vor dem Sturm. Kurz dachte er an seine Familie, die auf Krin auf ihn wartete und strich über seinen Ehering, den er nun seit 22 Jahren trug. Lange hatte er gedacht, nie in ein Gefecht ziehen zu müssen. Aber die sich überstürzenden politischen Umwälzungen, in dem von den Menschen bewohnten Weltraum der letzten Jahre hatten alles verändert. Er war sich im Klaren darüber, dass nur geringe Chancen bestanden, diesen Kampf zu gewinnen, doch er wollte diese Nutzen. Außerdem war er sicher, dass, wenn er zurückgeschlagen wurde, die zweite Welle den Planeten dann in die Arme der Mutter Sian trieb! Er erhob sich, nahm seinen Helm und ging zu seinem Panzer. Er würde seine Soldaten von vorne führen, so wie es schon immer gute Tradition war, komme was da wolle!



Hauptquartier Planetare Streitkräfte in Landing,
Nordkontinent Calpaca

Der Oberbefehlshaber der calpacischen planetaren Streitkräfte beantwortete den Lagevortrag seines Stabschefs mit einem Nicken. Im Augenwinkel bemerkte er, das dem Ministerpräsidenten von Calpaca ein leichtes Lächeln über die Lippen huschte. Innerlich schüttelte er den Kopf vor so viel Ignoranz. "Das sind doch hervorragende Neuigkeiten" resümierte das Regierungsoberhaupt, als er sich von seinem Stuhl erhob und sich Oberst McGingrich zuwandte. "Mit den paar Panzern werden Sie doch spielend fertig, oder?"

"Natürlich, Herr Ministerpräsident." brummte der Oberbefehlshaber zur Antwort. "Nur habe ich die Befürchtung, das dies nicht alles ist, was die Kommunalität in peto hat." "Da sehen Sie zu schwarz, Herr Oberst. In Sian kochen sie auch nur mit Wasser und ich bin mir sicher, das die Kräfte Sians mittlerweile hoffnungslos überdehnt sind und sie uns nach Abwehr dieses Panzerbataillons in Ruhe lassen. Woher soll den der Warlord von Sian die Streitkräfte hernehmen um uns nochmal einen Besuch abzustatten?" entgegnete der Politiker gelassen. "Ich glaube es nicht, das sie uns in Ruhe lassen werden!" beharrte McGingrich auf seiner Meinung. "Aber wir werden unsere Besucher unsanft daran erinnern, das sie hier nicht willkommen sind!" "Gut, halten Sie bitte die Staatskanzlei auf dem laufenden über die Operationen. Auf Wiedersehen!" Mit einem gönnerhaften Nicken drehte sich Präsident Webbster um und strebte, gefolgt von seinen beiden Beratern, dem Ausgang des Lagezentrums zu. Der Oberst und alle anwesenden Soldaten hoben ihre rechte Hand zum militärischen Gruß an die Schläfe und wendeten sich wieder ihren Aufgaben zu.

"Das wird kein Zuckerschlecken," meinte der Stabschef Oberstleutnant Fritzen zu seinem Befehlshaber, "das sind garantiert keine Amateure!". "Nein, das wird es nicht," bestätigte der Oberst, "und ich bin mir auch sicher, das das nicht der letzte Besuch aus Sian sein wird, der uns beehrt!"

Natürlich ging er davon aus, das seine Streitkräfte keinerlei Probleme haben würden, die stärke- und zahlenmäßig unterlegenen Invasionsstreitmacht der Kommunalität Sian zu stellen und zu vernichten. Der gegnerische Kommandeur tat ihm jetzt schon leid. Bis jetzt war auf Sian ein Versagen noch selten als der Gesundheit förderlich einzustufen gewesen. Sicher wunderte sich dieser, das so ein kleiner Agrarplanet wie Calpaca sich eine solch kampfstarke Streitmacht leisten konnte. Aber die einheimische Bevölkerung hatte sich über Jahrzehnte diese Rüstung quasi vom Mund abgespart, so das es in anderen Bereichen große Defizite gab. Jetzt konnten die Soldaten aber beweisen, das diese Opfer nicht umsonst gewesen waren!


Glossar:
Sao-Wei - Leutnant
Zhong-Shao - Oberstleutnant

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Sūn Hǔ Jjīng
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 Betreff des Beitrags: Sian 2505
BeitragVerfasst: Mi 14. Nov 2012, 22:32 
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17. Januar 2505
Kriegsgefangenenlager Baton Rouge, Landing
Nordkontinent Calpaca

5 Monate saß er nun schon hier im Lager. Vor Zhong Shao Pavel Beresovs innerem Auge blitzen nochmal die Bilder der Ereignisse des letzten halben Jahres auf. Die große Schlacht hatte er im Mai des letzen Jahres den planetaren Streitkräften verweigert. Er hatte versucht mit seinen Panzern mit Überfallaktionen und einer Taktik der Nadelstiche den überlegenen Gegner langsam zu schwächen. Aber das Kräfteungleichgewicht war zu groß, als das sie letztendlich eine Chance auf den Sieg gehabt hätten. Immer weniger einsatzbereite Fahrzeuge standen im zur Verfügung und im August wurde im letzten Gefecht des Feldzuges sein Panzer getroffen. Er musste schwer verletzt mit seiner Besatzung ausbooten und geriet mit den Resten seines Bataillons in Gefangenschaft. Von seinen Soldaten war fast die Hälfte gefallen oder vermisst und alle Panzer waren zerstört worden - durch Feindeinwirkung oder Selbstzerstörung!

Hier im Lager wurden sie erstaunlich gut behandelt und seine Verletzungen waren mitterweile fast ausgeheilt. Unangenehm waren aber die regelmäßigen Verhöre mit immer den selben Fragen zu den weiteren Kräften und Plänen der Kommunalität. Ihn wunderte es, warum sie immer noch jedes dieser Verhöre aufzeichneten, kamen doch immer die selben Fragen, die er ebenfalls immer wieder mit den gleichen Phrasen beantwortete. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Calpaca und Sian waren nach dem Angriff natürlich abgebrochen worden.

Ein Klopfen an der Tür der Zelle riss ihn aus seinen Gedanken. Schon schwang die schwere Zellentüre auf und Lieutenant Colonel Fritzen stand in der Tür. "Wir haben jetzt endlich die letzten Versprengten ihres Bataillon aufgespürt." informierte er ihn. "Damit ist die Schlacht um Calpaca wohl entgültig vorbei!" Der LtCol trat in die Zelle, nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.

"Ihre Regierung schweigt beharrlich, scheinbar besteht keinerlei Interesse seitens Sian ihre missliche Lage zu verbessern oder zu lösen. Das ist äußerst schade."

Beresov zuckte mit den Schultern. Damit hatte er gerechnet. Er war sich sicher, das die nächsten Unterhändler Sians, die hier landen würden, wie er ebenfalls die Uniform der Konföderation Capella tragen würden. Nur wie lange das dauern würde, wusste er auch nicht.

"Sie wissen doch, das ich dazu nichts zu sagen habe." entgegnete er. Der calpacische Offizier verzog die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln. "Das weis ich und ehrlich gesagt, was anderes habe ich nie erwartet! Aber," fuhr er fort "wir werden Sie und ihre Soldaten in ein neues Lager verlegen. Etwas abgelegener, aber noch sicherer! Dafür werden sie etwas mehr Bewegungsfreiheit haben." Beresov zog fragend eine Augenbraue hoch. "Und wie soll das aussehen?

"Wir werden sie in den nächsten Tagen auf eine kleine Insel im Westermeer verlegen. Groß genug, das sie ein bischen Durchatmen können, aber klein genug, damit sie sich nicht verlaufen. Natürlich ist eine kleine Wachmannscahft vor Ort, aber für die Disziplin ihrer Leute sind Sie verantwortlich. Ach ja, Flucht wird kaum möglich sein. Die Insel liegt mitten im Jagdrevier der Carnoplesios, einer extrem hungrigen Sorte 5 m langer einheimischer Pseudomeerechsen und das Holz der dort wachsenden Bäume ist ideal zum Bau von U-Booten geeignet, die nie wieder auftauchen!" Jetzt grinste der einheimische Offizier von einem Ohr zum anderen. "Da es dort auch warm ist, also ein idealer Ort zur Entspannung!"

"Im übrigen dürfen sie alle ab sofort Briefe schreiben, die wir aber natürlich zensieren werden." Beresov nickte, "Sehr freundlich, meine Soldaten werden das zu Schätzen wissen!" "Davon gehe ich aus," entgegnete Fritzen, "aber mal offen von Offizier zu Offizier, sie haben fair gekämpft und wir hegen keinen persönlichen Groll gegen Sie und ihre Soldaten, auch wenn wir von Ihrem Überfall auf unsere Heimat, gelinde gesagt, nicht begeistert waren!"

In Pavel Beresovs Achtung stieg sein Gegenüber erheblich nach oben. Eine derart professionelle Haltung war nicht selbstverständlich heutzutage. "Gut, dann hoffe ich, das die Reise in ihr Urlaubsparadies reibungslos von statten geht!" "Da bin ich mir sicher," sprach Fritzen als er sich wieder erhob, "wenn ihrerseits keine Probleme gemacht werden!" "Dafür garantiere ich!" antwortete Beresov und LtCol Fritzen verlies die Zelle. Beresov sah ihm nach bis sich die Tür schloß und fragte sich, ob und wann er wieder seine Heimat sehen würde. Kurze Zeit später knackte die Rundrufanlage und informierte alle Kriegsgefangenen von der Verlegung und der Schreiberlaubnis.



18. März 2505 Spätnachmittag
Raumhafen Tian-Tan, St. Ives
Sian-Quadrant

"Was ist der Zweck Ihres Aufenthaltes auf St. Ives?" fragte gelangweilt die Beamtin an der Passkontrolle und blickte von der kleinen Holoprojektion über ihrem Ausweis auf, um das Bild mit ihrem Äußeren zu vergleichen. "Geschäftliche Verhandlungen bei einem Elektronikkonzern." gab Gabriela Fu zur Antwort. Mit einem Piepsen bestätigte der Hologramm-Brenner die Eintragung des Visas in ihrem Paß und die Beamtin reichte Gabriela die ID-Karte zurück. "Einen angenehmen Aufenthalt auf St. Ives!" wünschte sie ihr und wendete den Blick ab, zum nächsten Einreisewilligen in der Reihe.

Gabriela Fu nahm ihre Tasche unter den Arm und strebte der Gepäckabfertigung zu, um noch den großen Koffer abzuholen. Nach weiteren 30 Minuten verlies sie das Abfertigungsgebäude und blickte sich nach einem Taxi um. Die Sonne der Klasse G8 brannte im planetaren Sommer vom Himmel und Gabriela wurde in ihrem Kostüm unangenehm warm. Das war sie nach der Wochenlangen Raumreise von Milos hierher nicht mehr gewohnt. Als der Taxifahrer sie kommen sah, richtete er sich von der Fronthaube seines kastenförmigen Gefährts auf und ging auf sie zu. "Hallo, Taxifahrt gefällig?" fragte er in Anglik mit starkem chinesischen Akzent. "Shi", erwiderte sie und antwortete in akzentfreiem Mandarin: "Bitte zum Hotel Honkong." "Das ist eine Fahrt von ungefähr 30 Minuten, das macht ca. 4 Credits" informierte sie der Fahrer, diesmal ebenfalls in Mandarin aber jetzt mit unverkennbar kantonesischem Zungenschlag. Gabriela nickte und der Taxifahrer nahm den Koffer, beförderte diesen in das Heck und hielt ihr die Tür der Passagierzelle auf. Sie setzte sich in den kühlen klimatisierten Fahrgastraum und der Fahrer schwang sich hinters Steuer und fuhr los.

Die Skyline Tian-Tans zog an dem Taxi vorbei und Gabriela dachte an ihren Auftrag. Es war ihr 1. selbständiger Auftrag als Agentin der Maskirovka. Natürlich hieß sie nicht Gabriela Fu und natürlich war sie nicht von Milos, wie es in ihrer ID-Karte stand. Fast hatte sie den Auftrag ablehnen wollen, so simpel war er ihr erschienen. Aber ihr LaoShi in der Agentenausbildung hatte sie immer gewarnt, nicht zuviel auf einmal zu wollen. Sie sollte nun nur den Osten des Sian-Quadranten bereisen und einige lose Fäden verknüpfen und sich dabei unauffällig mit Agenten vor Ort treffen um Ihnen neue Anweisungen zu überbringen. Eigentlich ein idealer Auftrag, um in der Welt der Konspiration und Infiltration die ersten Erfahrungen zu sammeln. Mit einer überforderten und damit toten Agentin war dem Kanzler nicht gedient.

Sie bemerkte natürlich, das der Fahrer nicht den direkten Weg zum Hotel gewählt hatte, lies ihn aber gewähren, denn nur so bestärkte sie das Bild einer harmlosen Außenweltlerin, das sie hier zur Tarnung nutzte. Einfach aber effektiv!


19. März 2505 Mittag
Konzernzentrale CompuTech, Tian-Tan, St. Ives

"Darf ich Sie zu einem kleinen Imiß einladen Miss Fu? Der KeyAccount Manager mit dem Gabriella heute vormittag ihre Verhandlungen über den Erwerb mehrerer Lizenzen zum Nachbau von Bauteilen von CompuTech für ihren "Auftraggeber" auf Milos geführt hatte, schaute sie fragend an. "Aber sicher gerne, xiexie!" erwiderte sie und verneigte sich leicht. Peter Paul wandte sich an seinen Sekretär und bestellte einen Dienstwagen an den Empfang. "Wenn Sie mir nun bitte folgen wollen." Der Manager wies mit seiner schlanken Hand zur Tür und beide strebten dem Turbolift zu, der sie in kurzer Zeit vom 57. Stock ins Foyer der Konzernzentrale nach unten brachte. Direkt vor dem Aufzug stand ein kleiner Elektrocar mit einem Chauffeur, der sie mit dem Wagen zur Kantine brachte, die am anderen Ende des weitläufigen Firmenkomplexes direkt an einem See lag.

Die Kantine war in traditioneller chinesischer Architektur erbaut und wurde vom Rest des Geländes durch einen künstlichen Flußlauf getrennt, über den eine im Zick-Zack gebaute Brücke führte. Peter Paul führte Gabriela in eine Ecke im ersten Stock des weitläufigen Kantinengebäudes und winkte einen Steward heran, Nachdem beide bestellt hatten und sich der Steward zurückgezogen hatte, waren in diesem Bereich keine anderen Personen mehr zu sehen. Der Manager legte einen PDA auf den Tisch und drückte einen Knopf. "Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel." zitierte er einen Spruch Meister Kongs. Gabriela wusste schon vorher, das einer ihrer Gesprächspartner bei CompuTech ihr Kontaktmann war. Aber erst durch das Konfuzius-Zitat gab er sich ihr zu erkennen. "Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern" antwortete sie mit ihrem Erkennungszitat und tippte eine kurze Kennung in den PDA des Managers.

"Es freut mich, Sie nun wirklich kennen zu lernen Miss Fu" und verneigte sich leicht vor Ihr. "Es ist mir ebenfalls eine Freude" erwiderte Sie die Verbeugung. "Der PDA ist ein kleiner Störsender, der unser Gespräch abschirmt" entgegnete er. Gabriela wusste das und hatte bereits ihr eigenes Störgerät eingeschaltet um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

"Wenn man den Neuigkeiten auf den Informationskanälen glauben darf, kommt die Einigung des Sian-Quadranten durch dne Kanzler gut voran." eröffnete Paul das Gespräch. Dabei bewegte er kaum die Lippen und wenn, formten diese einen ganz anderen Laut als er von ihm zu hören war. Gabriela bestätigte dies und ergänzte "Ja, sogar besser als erwartet. Damit das so bleibt, müssen auch wir unseren Beitrag leisten. Sie legte ihre Hand neben den PDA und drückte ihren Ring an einer bestimmten Stelle, der daraufhin codierte Nachrichten mit einem speziellen Speicherbereich des PDAs austauschte. Der Ring war nach außen hin ein ganz gewöhnlicher Schmuckring mit einem Datenspeicher, wie er in der gesamten Inneren Späre genutzt wurde, um Notfalldaten über den Träger zu speichern, die den MedTechs im Falle eines Falles den medizinischen Background für eine optimale Hilfeleistung lieferten.

"Die Informationen sind an Bord." ergänzte Gabriela als sie den minimalen Temperaturanstieg des Ringes bemerkte, der das Signal für den Abschluß des Datenaustausches war und gestatte sich ein Lächeln. "Wie schätzen sie den die Lage auf St. Ives ein? Wird sich der Diem einem Anschluß an die Kommunalität widersetzen?" "Nun, soweit ich sagen kann, ist er dem ganzen nicht absolut abgeneigt. Vor allem, seit sich diese Davions von New Syrtis aus immer mehr in unsere Richtung ausbreiten. Das gefällt hier keinem. Vor allem deshalb nicht, weil es die Absatzmärkte für die heimische Industrie in der Mark Capella akut gefährdet. In den letzten 2 Jahren hat sich der Markt für unsere Produkte dort immer mehr verschlossen und die Auswirkungen sind bereits deutlich in einer negativen konjunkturellen Entwicklung der Wirtschaft St. Ives festzustellen."

"Schlecht für St. Ives und gut für uns! - In doppelter Hinsicht! Das wird St. Ives dazu zwingen sich mehr in westlicher Richtung zu engagieren. Dazu bin ich ja hier." "Eine Win-Win-Situation für Sian" dachte sich Gabriela. "Man könnte meinen, die Davions sind unsere besten Agenten." bemerkte sie überschwenglich. "Ganz so leicht ist es auch nicht" dämpfte sie der erfahrene Feldagent. "Solche Entwicklungen können zu lange dauern, bis sie sich positiv für uns auswirken. St. Ives steht zwar fest zu den chinesischen Traditionen der Vorfahren, aber jede Art von Fremdherrschaft ist der Bevölkerung suspekt. Sian muss wirtschaftlich sozusagen als "Gralsbringer" auftreten um hier einen Stich zu machen."

"Der Warlord von Sian investiert enorme Summen in die neu angeschlossenen Welten. Das ist hinlänglich bekannt. Ihre Zelle muss das in die Medien St. Ives induzieren. Die Kontakte dazu haben Sie ja." meinte Gabriela. Peter Paul nickte bestätigend während er sich zurücklehnte. Er gab damit das Zeichen, das Gespräch in harmlosere Bahnen zu lenken, als er den Steward mit ihrem Essen aus dem Fahrstuhl treten sah.

Als der Steward an den Tisch herantrat, drehte sich das Tischgespräch um die Absatzmöglichkeiten der neuen Steuerungsbaugruppe für Werkzeugmaschinen, die CompuTech an das Milos-Konsortium lizenzieren wollte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sian
BeitragVerfasst: Do 15. Nov 2012, 23:44 
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24. März 2505 Spätabend
Downtown, Tian-Tan, St. Ives

Gabriela Fu saß an der Bar des angesagtesten Tanztempels ganz Tian-Tans. Die Business-Kostüme, die sie die letzten Tage während den Verhandlungen bei CompuTech Ltd. und Vlozon Enterprises getragen hatte, waren hier deplaziert. Deshalb hatte sie sich in ein schmal geschnittenes Cocktail-Kleid geworfen, das genau die Art Aufmerksamkeit erregte, die man hier von den Gästen auch erwartete. Gabriela war schlank mit entsprechenden Kurven an den richtigen Stellen und ihr langes dunkelbraunes Haar hatte sie linksseitig zu einem Zopf geflochten den sie über ihre linke Schulter nach vorne gelegt hatte. Schon mehrfach hatte sie sich den plumpen Anmachen diverser männlicher und weiblicher Gäste erwehren müssen. Endlich erblickte sie Mr. Right am Ende des Tresens und bemerkte, das er auch sie erkannte. "wie gehts auf Milos?" fragte er sie, als er sich neben sie an die Bar stellte. "Bestens, die Harloc Raiders sind gelandet!" stellte sie fest. Der dunkelblonde Mann lächelte, "Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Hu LungMing, meine Freunde nennen mich Lung!""Ah, ich bin Gabriela Fu, und meine Freunde nennen mich Gabriela Fu!" antwortete sie schnippisch. Ihr kleiner Miniempfänger im Ohr gab eine kurze Melodie von sich, als er die korrekte Identifizierungssequenz empfing. Jetzt konnte kein Zweifel mehr bestehen, es war ihr Kontaktmann, den sie hier treffen sollte.

"Kennen Sie sich hier aus?" fragte Sie und blickte ihm in die braunen asiatisch geformten Augen. "Klar, was soll ich Ihnen den zeigen?" "Ich habe Hunger und eine etwas kultiviertere Umgebung wäre nicht schlecht!" Oh, das trifft sich, ich habe auch Appetit!" und lies dabei seinen Blick über ihre attraktive Erscheinung streifen. "Nur Essen bitte!" stellte Gabriela fest. "Na ja, unhübsch ist der Kerl ja nicht" dachte sie aber bei sich. "Kommen Sie Gabriela, es gibt ein nettes Restaurant nicht weit von hier." Und stieß sich von dabei von Tresen ab. Gabriela
zahlte kurz und folgte Lung nach draußen. Gemeinsam schlenderten Sie die belebte Straße entlang und beobachteten routiniert ihre Umgebung, ob Ihnen jemand folgte. "Wie weit ist den das Lokal?" "Oh, nicht mehr weit." Antwortete Lung und bog unvermittelt in eine Seitengasse ab, in der links und rechts kleine Garküchen uns Verkaufsstände den Weg säumten. "Das sind also die Kavaliere von heute, ein Imbiß im stehen." bemerkte sie scherzhaft. "Wir sind ja auch noch nicht da." vertröstete er sie. In der Luft hingen leckere Essensdüfte und langsam bekam Gabriela wirklich Hunger. Nach ungefähr 500 m und 2 weiteren Seitenstraßen in die sie einbogen, erreichten sie ein kleines Restaurant. Lung durchquerte ohne zu Zögern die Gaststube und verlies das Lokal durch die Hintertüre. Gabriela folgte ihm und betrat mit ihm eine kleine Wohnung sie die über den Hinterhof des Restaurant erreichten. Kaum eingetreten schaltete den Bildschirm ein und betätigte ein paar Knöpfe auf der Fernbedienung. Auf dem Schirm erschien die Gaststube des kleinen Restaurants und 3 weitere Bilder, die einen Hausflur und eine Straße aus verschiedenen Blickwinkeln zeigte.

"So, hier sind wir sicher," sagte Lung als er einen weiteren Schalter an der Fernbedienung betätigte und zwei grüne Lichter zur Antwort aufglommen. "Mein Kontakt hat mir schon allgemeine Informationen zukommen lassen. Sie sollen mir noch ein paar ergänzende, delikatere Daten liefern." Gabriela nickte. Ihr gegenüber war kein Agent der Maskirovka, sondern ein ProCapella-Aktivist, die insgeheim vom capellanischen Geheimdienst unterstützt wurden, was die Bewegung ProCapella aber nicht wusste. Für ProCapella war Peter Paul einer der Ihren, der mit ihnen zusammen offen, oder verdeckt für einen Anschluß von St. Ives an die Konföderation Capella arbeitete. ProCapella war eine Partei, die über mehrere Mandate in verschiedenen Parlamenten und Stadträten, einschlieslich der Genreralversammlung, der höchsten Kammer der St. Ives'schen Volksvertretung präsent war. Es gab aber auch eine kleine Fraktion die verdeckt operierte und Informationen über die verhassten Davions zu sammeln, die hier auf St. Ives mehrere Firmenfilialen unterhielten. Ein Vertreter dieser Fraktion war Lung.

Lung ging in die Küchenecke, "Wollen Sie was Essen?" "Was habe sie den?" wollte Gabrielle wissen. "Also gebratene Nudeln oder gebratene Nudeln, was ihnen lieber ist, scholl es aus der Küchenecke. "Das Zweite bitte!" bestellte sie. Kurz darauf hörte sie es auch schon bruzeln und der Duft der Nudeln breitete sich in dem kleinen Appartment aus. "Wenn sie was trinken wollen, neben dem Bildschirm steht ein kleiner Kühlschrank." informierte sie Lung. Gabriela bediente sich und entnahm dem Kühlschrank einen Eistee und schnappe sich eines der Gläser, die oben drauf standen. Kurz steckte sie unauffällig ein kleines Prüfröhrchen in den Tee und war beruhigt, als das Gerät die unbedenklichkeit anzeigte.

"Wen Sie mir hier schon Essen machen, dürfen sie mich gerne Gabi nennen." sagte sie zu Lung, nachdem sie einen tiefen Schluck Eistee genommen hatte. "Kein Problem Gabi, ich frage mich nur wie so alter Sack wie Paul an so ein ein attraktives Wesen wie Dich rankommt!" "Rein beruflich, Lung, rein beruflich!"

"Na, dann bin ich aber beruhigt." Lung drehte sich um und brachte zwei große Schalen mit gebratenem Reis und 2 Paar Eßstäbchen zu dem kleinen Tisch, der in der anderen Ecke des Raumes stand. Gabriela registrierte, wie Lung immer wieder prüfend auf den Bildschirm blickte. "Ich dachte, ProCapella wäre eine legale Organisation" bemerkte sie. "Legal schon, aber nicht überall wohlgelitten." Es gibt ja auch noch die militanten Nationalisten der St.Ives-Front. Die mischen uns gerne mal auf, wenn sie einen bekommen. Deshalb sind wir lieber vorsichtig." Beide stzten sich an den Tisch und begannen zu essen. "Sojasauce?" fragte Lung. Gabriele hob abwehrend die Hand. "Ok, dann mehr für mich." und würzte seine Nudeln mit etwas Sauce.

"Ihr müsst Stimmung gegen die Davions machen!" ergänzte Gabriela. Bereits seit einer Stunde redeten Sie über die Aktionen die ProCapella in den nächsten Monaten, unterstützt vom Geld und Einfluß des offiziellen Arms von ProCapella durchführen sollten. "Macht den Leuten Angst, das St. Ives alleine niemals der Davionschen Dampfwalze standhalten kann." schlug sie vor und zählte die dazu notwendigen Vorgehensweisen der Reihe nach auf. Das diese von den Geheimdiestexperten auf Sian ausgearbeitet worden waren, musste Lung ja nicht wissen. Irgendwie tat er ihr leid. Er war voller Enthusiasmus für die capellanische Sache, wusste aber nicht, wer ihn steuerte und manipulierte. Kurz darauf waren sie fertig und Gabriela erhob sich aus dem Sessel. "So, es ist Zeit. Ich muss zum Hotel zurück. Lung machte ein sichtlich bedauerndes Gesicht, schnappte sich aber seine Jacke und winkte sie an die Vordertüre. "Wir gehen hier raus. Das Viertel ist zwar etwas Zwielicht, aber der Weg dürfte sicher sein und ca. 15 min entfernt ist ein Taxistand direkt an der Tian-Tan'schen Amüsiermeile. Da fällst du garantiert nicht auf." Gabriela nickte, warf sich ihre Jacke über die Schultern und sie verliesen das Apartment duch die andere Tür.

Drei Häuserecken weiter war die Straßenlaterne ausgefallen und ein dunkler Schatten lag um sie herum. Auf Höhe der Laterne traten ihnen plötzlich zwei abgerissene Gestalten entgegen und ein scharren hinter ihnen veriet, das dies nicht die Einzigen waren. Gabriele drehte kurz den Kopf und erkannte das hinter Ihnen zwei weitere grob geschlachtete Kerle standen. "Na, so spät noch unterwegs?" sprach sie der rechte vor Ihnen an. Der Hühne war anderthalb Kopf größer als Gabriela und hatte ein Messer mit einer häßlich langen Klinge blank gezogen. "Vor allem, so was hübsches!" und lachte dabei fies in das die anderen 3 einfielen. Lung wollte beschwichtigen, doch der zweite neben dem Hühnen fuhr ihn an "Rück den Zaster raus!" und versuchte ihn dabei am Kragen zu packen. Da kam er bei Lung aber an die falsche Adresse. Er packte den Arm und drehte sich geschickt zur Seite so, das sein genger in hohem Bogen einem der beiden Speißgesellen hinter ihnen in die Arme flog. Das war das Signal das sich alle auf Lung und Gabriela stürten. Gabriela war zwar schlank, hatte aber durchtrainierte stahhlharte Muskeln aus dem unerbittlichen Maskirovka-Training. Sie rotierte nach hinteun und stieß dem anderen Schurken hinter ihr ihren Fuß in die Kehle, der daraufhin wie ein nasser Sack zusammenfiel. Die Zeit nutzte der Hühne aber und stieß mit dem Messer nach ihr. Sie konnte es in der Dunkelheit gerade noch kommen sehen und drehte sich weg. Sie spürte aber wie die scharfe Klinge an ihrem Oberarm vorbeischrammte. Durch die Wucht seines Stoßes wurde der Hühne nach vorne getragen, was Gabriela zu einem wuchtigen Schlag mit dem Knie in seine Magengrube nutze. Der Hühne keuchte auf, schüttelte aber den Stoß ab und wendete sich wieder Gabriela zu.

Währenddessen hatte Lung bereits einen der beiden anderen ebenfalls entgültig ausser Gefecht gesetzt und traktierte den Zweiten mit einer schnellen Folge von Schlägen und Tritten.

Der Hühne stürzte sich wieder auf Gabriela, als wolle er nicht glauben, das eine Frau ihn gerade wie ein Torero einen Stier an sich vorbeigelenkt hatte. Sie reagierte blitzschnell. Mit einem harten Tritt zwischen die Beine trieb sie ihm die Luft aus den Lungen und mit einem weiteren Tritt der krachend an der Schläfe des Hühnen landete, beendete sie den Kampf. Der letzte Gegner wurde gerade von Lung mit einem harten Schlag in den Solarplexus ausgeschaltet und es war wieder ruhig auf der Straße.

Gabriela keuchte und das Adrenalin rauschte durch ihre Venen. Es war ihr erster echter Kampf gewesen. Da spürte sie ein Brennen an ihrem rechten Oberarn und sah wie langsam Blut herabsickerte. Außerdem war eine Naht an ihrem Kleid aufgegangen. "So kann ich nicht ins Hotel, Lung. Wie verschwinden hier am besten sofort, bevor sich jemand für unsere Galavorstellung interessiert." "Lass uns zurück in mein Appartment gehen" schlug Lung vor. "Das ist nicht weit und sicher." Das erschien auch Gabriela als die beste Lösung und keine 3 Minuten später schloss Lung die Tür des Appartments hinter sich. Gabriela war immer noch im Adrenalinrausch, der nur langsam abebbte.

Lung drehte sich zu ihr um, um nach der Schnittwunde zu sehen, als Gabriela ihn packte und an die Wand drückte. Sie blickte ihm kurz tief in die Augen und presste dann verlangend ihre Lippen auf die seinen. Lung war völlig überrascht, aber durch den Kampf war er ebenfalls aufs äußerste erregt, so dass sich beide nach kurzer Zeit eng umschlungen und nach Luft ringend auf dem Sofa wiederfanden.

2 Stunden später hatten sich beide wieder frisch gemacht und gingen diesmal durch das Restaurant in Richtung Hauptstraße. Kurz vor dem Taxistand verabschiedeten sich beide. "Ich bin noch ca. 1 Monat hier, bis meine Passage zum nächsten Ziel ansteht." sagte sie zu Lung. "Morgen habe ich leider den ganzen Tag Termine. Wie wärs mit Übermorgen um 20:00 Uhr im Downtown?" Lung nickte bestätigend und lächelte sie dabei an. "Klar, übermorgen. Bis dann!" Er hauchte ihr noch einen kleinen Kuss auf die Wange, drehte sich um und verschwand in der Menge.

Gabriela war zufrieden. Die Affäre war zwar nicht geplant, aber es war schlieslich nur Sex, sonst nichts. Hu LungMing's Entusiasmus und Einsatz würde die Sache sicher eher noch fördern. Wie hatte doch Meister Kong vor über3000 Jahren treffend formuliert? "Essen und Beischlaf sind die beiden großen Begierden des Mannes."

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 Betreff des Beitrags: Re: Sian
BeitragVerfasst: Fr 16. Nov 2012, 22:41 
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24. März 2505
Armeehauptquartier Kommunalität Sian
Zi-Jin Cheng (Verbotene Stadt), Wuhan, Sian

Sang-Shao Sūn Hǔ Jjīng ging die Berichte durch, die heute reingekommen waren. Bis auf einen waren es die üblichen Belanglosigkeiten. Die eine wirklich wichtige war leider eine schlechte Nachricht. Die Invasionstruppen, die Calpaca nehmen sollten waren tatsächlich geschlagen worden und vollständig aufgerieben. Das 2. Batallion des Krin Panzerregimentes existierte nicht mehr. Wenigstens schien laut den Informationen ein Teil der Soldaten überlebt zu haben und war in Kriegsgefangenschaft geraten.

Jedenfalls war jetzt bekannt, mit welcher Truppenstärke Calpaca verteidigt wurde und eine Verstärkung war für sie unmöglich geworden, da alle umliegenden Systeme in der Hand Sian's waren. Der Sang-Shao studierte den Bericht gründlich und versuchte den spährlichen Informationen möglichst viel herauszulesen. Was feststand war das für die Angreifer sehr schlechte Kräfteverhältnis. Sūn schüttelte den Kopf. Bei dieser Situation hätte selbst ein Alexander der Große höchstwahrscheinlich den Kürzeren gezogen. Er kannte Beresov schon seit langem, er war ein hervorragender Kommandeur und ein guter Taktiker, aber Wunder konnte er auch keine vollbringen. Jetzt war sogar davon auszugehen,das er den Einsatz nicht überlebt hatte.

Er betätigte einige Schalter und eine Karte erschien auf der Panzerglasplatte seines Schreibtisches. Calpaca musste genommen werden, das stand fest. Er betrachtete sich die Disslozierung der Streitkräfte um Calpaca und fasste einen Entschluß.

Eine Stunde später war er auf dem Weg zum Briefing um dem Oberkommandierenden Anton Liao einen Lagevortrag zur Vorbereitung einer Entscheidung zu geben. Er war sich sicher das er, wie in 99% der Fälle, seinen Vorschlägen folgen würde.

Glossar:
Sang-Shao - Oberst

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 Betreff des Beitrags: Sian 2505 4. Teil
BeitragVerfasst: Sa 17. Nov 2012, 23:45 
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20. April 2505
HPG-Station, Tian-Tan, St. Ives

Gabriela betrat das Foyer der HPG-Station und wendete sich an einen der Schalter. "Ich möchte eine Nachricht aufzeichnen und vertrauliche Dateien verschlüsselt versenden." gab sie dem Tech hinter dem Tresen an und schob ihre Credit-Karte und ihre ID-Karte in die bereitstehenden Scanner. "Welche Priorität und Sicherheitsstufe?" fragte dieser zurück. "Rot-Gamma" gab sie kurz zur Antwort. Rot bezeichnete Informationen höchster Dringlichkeit und Gamma war die zweithöchste Sicherheitsstufe, die man als ziviler Auftraggeber nutzen konnte. Da alle Kunden aber bereits "vor-"verschlüsselte Daten in den HPG-Stationen einspeisten, war selbst diese Stufe kaum zu knacken. Insgesamt gab es 6 Stufen, die beiden letzten waren für Regierungs- und Konsulardaten vorbehalten.

"Kabine 7, rechts den Gang runter, sie werden dort von einer Kollegin erwartet" informierte sie der Tech am Schalter und gab ihre ID-Card wieder frei. "Nach dem Speichern der Daten, kommen Sie bitte wieder hierher." Er nickte ihr mit einem Lächeln zu und fügte hinzu "Bis gleich!"

Gabriela wurde nochmal kurz die Bedienung des Equipments erklärt, dann schloß die Mitarbeiterin die Tür und sie war alleine. Sie war jetzt fast einen Monat auf St. Ives und die "offiziellen" Termine bei diversen Elektronik- und Optronic-Firmen hatte sie bereits alle erfolgreich abgearbeitet und mehrere Liefer- und Lizenzverträge unterzeichnet. Auch ihre inoffiziellen Aufträge waren sicher zur Zufriedenheit ihres Auftraggebers auf Sian erledigt worden. Kurz nach ihrer Ankunft hat die Bewegung ProCapella wie geplant ihre Verunsicherungskampange gestartet. Seit es Peter Paul mit Lungs und ihrer Mithilfe gelungen war, auch mehrere als neutral und integer bekannte Journalisten und HoloVid-Moderatoren auf ihre Seite zu ziehen, nahm die Kampangne sichtlich Fahrt auf und die öffentliche Meinung entwickelte sich spürbar in die, von Sian gewünschte, Richtung. Mit einem Grinsen dachte sie an die "Überzeugungsarbeit", die sie bei den Moderatoren angewendet hatte. Die meisten waren der Verlockung des Geldes erlegen, aber 2 hatten sich als besonders beratungsresistent erwiesen.

Einer der beiden, eine intellektuelle Politikjournalistin, die als zentrale Meinungsmacherin einen enorm hohen Einfluss hatte, hing einer speziellen Obsession nach. Sie sammelte seltene Artefakte aus dem 21. Jahrhundert, die hier, weit entfernt von Terra, nur selten zu bekommen waren. Peter Paul war es gelungen, ein sogenanntes "iPhone" zu beschaffen, angeblich eine Art tragbares Kommunikationsgerät mit PDA-Funktion. Natürlich funktionierte es nach fast 500 Jahren nicht mehr, aber es begeisterte die Frau so sehr, das die Aussicht es zu besitzen, sie zum Einlenken bewegte.

Der Andere war weniger ausgefallen, dafür aber um Längen perverser! Nach außen gab er den biederen gewitzten Entertainer in glücklicher Ehe, aber insgeheim war er scharf auf sehr junge Mädchen mit großer Oberweite. Ein gefundenes Fressen! Lung und seine Aktivisten fanden heraus wer, der Fleischbeschaffer des Kerls war und setzten diesen unter massiven Druck. Das Ergebnis war ein Holovid mit allen schweinischen Details, die sich dieser Perversling für das Mädchen einfallen ließ. Auf Sian hätte der Moderator keine 5 Minuten mehr in Freiheit gehabt, so aber war er jetzt absolut in der Hand der Maskirovka!

Sie schob den Datenchip in das Lesegerät und wählte die Daten aus, die übertragen werden sollten. Anschliesend gab sie die Empfängerdaten ein. Bei der Eingabe von Milos als Ziel erschien ein eine Hinweis, das Milos nicht direkt erreichbar sei. Das war sicher eine Auswirkung der zur Zeit laufenden Invasion durch die Harloc Raiders. Gabriela gab dann die vereinbarte Ausweichadresse als Via-Adresse ein und die Eingabe wurde nach einer Sicherheitsabfrage mit einem grünen Signal bestätigt. Hiermit war ihre Arbeit auf St. Ives getan!

Nach Abschluß der Formalitäten verließ Gabriela die HPG-Station und fuhr mit einem Taxi zurück in Hotel. Am Abend wollte sie sich nochmal mit Lung zu einem heißen Date treffen. Natürlich würde sie, wie üblich, auf Nummer Sicher gehen und sich nicht von ihren Hormonen zu Dummheiten verleiten lassen. In dieser Beziehung war die Ausbildung auf Sian unerbittlich gewesen.


21. April 2505
Raumhafen, Tian-Tan, St. Ives

Eine schlanke schwarzhaarige Frau mit Pagenschnitt betrat des Empfangsgebäude des Raumhafens. Sie strebte dem Ausreisecounter zu. "Guten Morgen, Sie wünschen?" begrüsste sie die Angestellte hinter dem Counter. Die Frau legte ihr Ticket und ihre ID-Karte auf den Tresen. "Guten Morgen, ich bin auf den Flug heute früh um 10:30 Uhr gebucht." Die Angestellte nahm das Ticket und die ID-Karte und verglich die Daten mit der Liste, die auf ihrem Schirm angezeigt wurde. "Ah, ich sehe Mrs. Harding. Sie sind auf der Aurelia, Einzelkabine, 2. Klasse. Boarding beginnt in 90 Minuten am Gate 3. Zur Paßkontrolle gehen Sie bitte hier rechts entlang." dabei zeigte sie mit dem Arm in die entsprechende Richtung. Sie quittierte das Ticket und nahm den Koffer entgegen.

Carla Harding nahm ihre Tasche, steckte das Ticket und die ID-Karte wieder ein und begab sich zur Paßkontrolle. Ihr erster Auftrag war ein Erfolg gewesen und Spaß hatte es auch gemacht. Leider musste mit dessen Erledigung Gabriela Fu auf nimmer Wiedersehen verschwinden. 95 Minuten später betrat Carla Harding den kugelförmigen Rumpf des Passagier-Landungsschiffes und wurde zu ihrer Kabine gebracht. Ihr Koffer befand sich bereits dort und sie nutzte die Zeit bis zu Sicherheitseinweisung um dessen Inhalt in die Schrankfächer zu räumen. Sie war gerade fertig, als ein Signalton alle Passagiere in den Speiseraum zum Briefing rief. Ihre 4-wöchige Reise zu ihrem nächsten Ziel hatte begonnen.

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 Betreff des Beitrags: Sian 2505 5. Teil
BeitragVerfasst: So 18. Nov 2012, 21:27 
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7. Oktober 2505
Tian-Tan, St. Ives

Hu LungMing beobachtete die Nachrichten auf seinem Schirm. Die durch ProCapella angefachte Pressekampagne trug jeden Tag neue Früchte. Vor 2 Wochen hatte St. Ives die Nachricht erreicht, das Jaipur durch Davion-Streitkräfte angegriffen wurde. Jaipur war bis jetzt ein wichtiger Handelspartner St. Ives gewesen und die Aktienkurse der St. Ives Technologiewerte erreichten deswegen ein Rekordtief! Das gab natürlich Wasser auf die Mühlen der Anti-Davion-Propaganda.

Es war mittlerweiles schon ein halbes Jahr her, das Gabriela Fu abgereist war. Von ihr nochmal zu hören hatte er nie gerechnet, doch fehlte sie ihm ein wenig. Mittlerweile hatte Peter Paul ihn für die Maskirovka angeworben und es dämmerte ihm, das Gabriela keine ProCapella-Aktivistin von Milos war, sondern ebenfalls eine Agentin Sians. Doch diesen Verdacht behielt er für sich. Zuviel zu wissen, war noch selten Gesund in diesem zwielichten Gewerbe!

Für den November hatte sich eine Regierungsdelegation aus Sian angekündigt, die in Verhandlungen mit der Regierung des Diems Brat Chou über wirtschaftliche Hilfen und politischer Zusammenarbeit zu treten. Mittlerweile hatte die Arbeitslosigkeit wegen der Absatzprobleme auf auf dem Planeten einen so hohen Stand wie seit 100 Jahren nicht mehr erreicht. Langsam stieg der Druck im Kessel St. Ives!

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 Betreff des Beitrags: Sian 2505 6. Teil
BeitragVerfasst: Mo 19. Nov 2012, 21:00 
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7. Dezember 2505
Tian-Tan, St. Ives

Diem Brat Chou hatte nicht gedacht, das er einmal so große Probleme zu bewältigen hätte, als er vor 8 Jahren zu seiner 1. Amtszeit als Diem von St. Ives berufen worden war. Aber seither hatten sich die Verhältnisse in dem von der Menschheit bewohnten Teil der Galaxis dramatisch geändert. Lose Bündnisse wurden ersetzt durch straffe Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen, die teilweise gewaltsam durchgesetzt wurden. Als unabhängige Welt, deren Ressourcen nicht ausreichten um sich selbst gegen eines der wachsenden Sternenreiche zu behaupten, hatte man die Wahl zwischen einer gewaltsamen Annektion oder dem aktiven Anschluß an die Sternennation, die einem den größten Vorteil in der einen oder anderen Hinsicht versprach.

St. Ives lag zwischen den Davions und Liao, schon aufgrund der Nähe und der Verbundenheit mit der chinesischen Kultur war Liao, also die Konföderation Capella die erste Wahl. Der Diem wusste, wenn er sich entscheiden müsste, wohin er tendieren würde.

Seit 1 Monat war eine capellanische Delegation aus der Kommunalität Sian hier und führte offiziell Wirtschaftsgespräche. Die Kommunalität hatte seit 5 Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und könnte alle Produkte, die St. Ives produzierte aufnehmen. Die Aktienmärkte erholten sich sogar davon, das der Großteil des davionischen Marktes für St. Ives verloren war. In der Realwirtschaft war das leider noch nicht angekommen. Dazu müssten erstmal Produkte in großer Stückzahl nach Sian verkauft werden!

Im Geheimen sind aber mit der Wirtschaftsdelegation auch Diplomaten mitgereist, die mit der Regierung Verhandlungen über einen Anschluß von St. Ives an die Kommunalität Sian führten. Sian bot an, massiv in die Infrastruktur des Planeten zu investieren, sofern man sich einigen konnte. Aber von einer Einigung war man noch weit entfernt! Es gab noch zu viele Widerstände im Parlament, die Selbstständigkeit aufzugeben, um diese Verhandlungen öffentlich werden zu lassen.

Brat Chou sah aus dem Fenster seines Büros in den Nachthimmel über Tian-Tan hinaus, an dem sich Gewitterwolken zu einem Frühlingssturm zusammenbrauten. Düstere Vorzeichen!

Glossar: Diem - Titel für ein Planetares Regierungsoberhaupt im Bereich des KC

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 Betreff des Beitrags: Sian 2506 Teil 1
BeitragVerfasst: Mi 21. Nov 2012, 23:27 
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19. Februar 2506
Amtssitz des Diems, Tian-Tan, St. Ives

Diem Brat Chou und alle Mitglieder seiner Regierung, sowie Vertreter der Oppositionsgruppierungen im planetaren Parlament standen im Kabinettssaal, der direkt neben dem Büro des Diems lag. Es lag eine seltsame Spannung in der Luft. Seit November letzten Jahres liefen die Verhandlungen zwischen den Vertretern Sian und St. Ives auf Hochtouren.

Während die Wirtschaftsverhandlungen abgeschlossen waren und fast alle Firmenvertreter der Kommunalitätsdelegation von Sian mittlwerweile wieder abgereist waren, leifen die politischen Geheimverhandlungen weiter. Um einen tragfähigen Konsens zu erreichen, hatte sich der Diem entschlossen, zum Jahreswechsel auch Vertreter der Opposition zu den Geheimverhandlungen hinzuzuziehen. Das machte die Gespräche sicherlich nicht einfacher, aber es war der einzige Weg, die breite Zustimmung im Parlament zu erreichen, die für einen friedlichen Übergang benötigt wurde. Der Diem hatte sich schon längst dazu entschlossen, das St. Ives einziger Weg in die Zukunft über einen Anschluß an die Kommunalität Sian führen würde.

Frank Tsu und Genadij Strobokov standen in der hintersten Ecke des Raumes und unterhielten sich über die Optionen, die St. Ives hatte. Tsu, ein strammer Vertreter der Befürworter einer Unabhängigkeit den Planeten suchte Verbündete in seinem Bestreben einen Anschluß zu vermeiden. "Nein, wir müssen unabhängig bleiben!" stellte er erregt fest. "Wie stellen sich das den vor," brummte Strobokov mit seiner tiefen Bassstimme, "auf der einen Seite Capella und auf der anderen die Vereinigten Sonnen." "Ja genau, aber sollen wir den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, wenn wir uns Sian an den Hals werfen?" fragte er und ergänzte, "wir liegen dazwischen und könnten beide Seiten gegeneinader ausspielen!"

Strobokov, aus der selben Fraktion wie Tsu und damit eigentlich auch eher ein Vertreter der Unabhängikeit St. Ives, holte tief Luft, "Wir liegen nicht im Nirgendwo, irgendwo dazwischen. Sie haben doch selbst die News gelesen. Die Kommunalität Capella ist auf Nashuar gelandet, Brighton und Alcyone sind angeschlossen worden. Die Capellaner sind schon der VS näher als wir es je sein werden und die Scituate hat sich Sian angeschlossen, kaum dass sich das Siansche Landungsschiff vom Sprungschiff abgekoppelt hatte, nach dem dieses am Nadir-Sprungpunkt materialisierte. Das heißt, wir sind die nächsten!" Bei dieser Feststellung schlug er seine rechte Faust von oben auf seine flache Hand. "So sieht es aus! Den Luxus der Freiheit uns zu entscheiden, werden wir bald nicht mehr haben!"

"Sehr richtig!" bestätigte Brat Chou Strobokovs Ausführungen. Der Diem war kurz vorher zu den beiden getreten. "Mir hat aber der Sian'sche Delegationsleiter versichert, das keine Truppen landen werden, solange die Verhandlungen andauern. "Jetzt bin ich aber beruhigt!" giftete Tsu. "Aber sobald die Diplomaten weg sind, regnet es Landungsschiffe, oder?"

"Sie wollen es wohl nicht verstehen, Tsu," wetterte der Diem jetzt zurück. "Noch können wir Vorteile für uns erreichen, die nach einer erzwungenen Annektion wohl nicht mehr gewährt werden." Ein Gong ertönte im Raum und die Gespräche verebbten langsam. Brad Chou wandte sich an die Anwesenden Vertreter St. Ives mit der Bitte an die Platze zu gehen. Gerade rechtzeitig bevor sich die Tür öffnete und die Gesandschaft Sians hinter ihrem Verhandlungsführer Thomas Watanabe-Liao, einem entfernten Verwandten des Kanzlers der Konföderation, den Saal betrat. Der Diem ging Watanabe-Liao entgegen bis er ihn fast erreicht hatte und blieb dann stehen. Der Gesandte verbeugte sich förmlich vor dem Diem, der diese Geste genauso erwiderte. Nach den Begrüßungsfloskeln setzten sich beide an ihre Plätze am Verhandlungstisch und die nächste Verhandlungsrunde begann.


19. Februar 2506
Technikraum 23, Parlamentsgebäude, Tian-Tan, St. Ives

"Hast Du's jetzt endlich?" fragte Hu LungMing seinen Freund Wassili Pantor. "Jetzt mach mal halblang, ich muss mich hier erstmal durch das ganze Softwareeis der Firewall durchfressen, bevor ich an die Daten rankomme." verteidigte sich dieser. "und wenn das jemand bemerkt, was wir hier machen, war die Sache sowieso für die Katz'!"
"Ok," beschwichtigte Lung, "aber ich kanns nicht leiden, wenn ich hier mir nur meinen Hintern breitsitzen muss und nichts tun kann." "Du sollst aufpassen das deinem Computergenie nichts passiert!" spottete Wassili zurück und grinste seinen Freund dabei an. Lung saß mit Wassili nun schon 30 Minuten in dem Technikraum und 2/3 des Zeitfensters, das sie hatten war bereits verstrichen. Langsam wurde es wirklich knapp! Währen Wassili gekonnt mit Gesten, Tastatur und Sprachbefehlen versuchte in die Datenbank des Abgeortneten Tsu einzudringen, hatte er nichts zu tun.

"Geschafft!" zischte Wassili und begann sorgfältig die Daten herunterzuladen, ohne die Zertifikate und Softwaresiegel dabei zu beschädigen. 5 Minuten später war er fertig und klemmte seinen Minicomputer vom Wartungsanschluß des Netzwerkschrankes ab. "So, Lung, jetzt bist Du wieder dran!" Lung stellte mit dem mitgebrachten Holosiegelpräger wieder die Sicherung des Schrankes wieder her und beobachtete dann über sein AR-Brille die Bildinformationen, die die 4 kleinen Überwachungskameras vor dem Technikraum lieferten. Die Luft war rein. "Raus hier!" flüsterte er und die beiden verliesen den Technikraum und verschlossen ordnungsgemäß die Tür. Lung sammelte aus dem Rückweg seine Kameras wieder ein und steckte sie in ein kleines abgeschirmtes Fach seines Werkzeugkoffers. Nach ca. 150 m durch die langen Korridore passierten sie den Kontrollpunkt. "Na läuft die Heißwasserversorgung wieder?" fragte sie der Posten gelangweilt. "Klar doch!" gab Lung zur Antwort. War aber gar nicht so einfach." Wassili und Lung folgten der gestikulierten Anweisung der Polizistin und traten durch die Scannerschleuse. Als die Lampe grün aufleuchtete, war der schwierige Teil der Operation beendet. "Haben Sie den heute Abend schon was vor?" fragte Wassili die Uniformierte. "Mach dich vom Acker!" bekam er zur Antwort. "Ich muss heute 'ne Doppelschicht schieben!"

Als Lung und sein Freund an ihrem Lieferwagen ankamen, meinte er, "Was sollte das denn jetzt! Willst du unbedingt, das sie sich an uns erinnert?" "Was du immer hast! Mensch hast Du nicht ihre Möpse gesehen, das ist doch das Risiko wert, oder?" Lung schüttelte den Kopf. Wassili war ein unverbesserlicher Weiberheld. Das Dumme war, er hatte auch meistens Erfolg mit seiner Masche! Der Wagen setzte sich geräuschlos in Bewegung und keine halbe Stunde später waren sie in ihrem Versteck.


19. Februar 2506
Eastend, Tian-Tan, St. Ives
Mittlerweile war es schon Nacht als endlich die decodierten Zahlenkolonnen upber den Schirm liefen. "Jetzt haben wir dich!", meine Wassili. "Schau her Lung, dieser Tsu ist über ein paar Stohmänner groß beteilig an einigen Firmenvertretungen der Davions hier auf St. Ives. Kein Wunder das er sich mit Händen und Füßen wehrt, von Sian "eingemeindet" zu werden. "Mach einen Datenabzug und schicks an die sichere Adresse, die ich Dir gegeben habe." "Endlich haben wir ihn!" dachte sich Lung. "Das wird ihn ruhig halten und es gibt einen Bremsklotz weniger!"
Lung hoffte, das die "Geheim"-Verhandlungen endlich zu einem Erfolg, sprich dem freiwiligen Anschluß an Sian und damit seiner gefühlten Heimat in diesem Haifischbecken der Inneren Sphäre führen würde. Durch den Wegfall großer Absatzmärkte in den Vereinigten Sonnen waren viele Bürger arbeitslos geworden und in Not geraten. Nur die Konföderation konnte dieses Loch wieder ausgleichen.

So wie er, dachten mittlerweile Viele, nicht ausschlieslich aus Überzeugung, aber einfach ihrer Not folgend. Den Hoffnung braucht jeder Mensch!


Glossar: AR-Brille - Augmented-Reality-Brille

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 Betreff des Beitrags: Sian 2506 Teil 2
BeitragVerfasst: Fr 23. Nov 2012, 21:28 
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02. März 2506
Amtssitz des Diems, Tian-Tan, St. Ives

Endlich waren die Verhandlungen abgeschlossen. Diem Brad Chou unterzeichnete den Vertrag über die Aufnahme St. Ives in die Kommunalität Sian und die Konföderation Capella ganz traditionell mit einem Schreibpinsel und schrieb kunstvoll seinen Namen mit schwarzer Tusche unter das Dokument. Anschliesend siegelte er seine Unterschrift mit seinem persönlichen Namensstempel in Rot. Thomas Watanabe-Liao der für diese Zeremonie direkt neben ihm saß, tat es ihm gleich. Danach tauschten sie unter dem Beifall der Anwesenden und den Kameralinsen der Presse die Dokumente aus. Leider war diese Zeremonie nur der 1. Schritt, da das Abkommen bevor es gültig wurde, erst noch von der Generalversammlung ratifiziert werden musste. Brad Chou hoffte, das dies in der in am 05. März anberaumten Sondersitzung des Parlamentes geschehen wird.

Für Chous empfinden war der Sian'sche Verhandlungsführer sehr kooperativ gewesen und hatte Millionenbeträge fest zugesichert, die bei einem Beitritt umgehend in die Wirtschaft und Infrastruktur St. Ives fliesen sollten. Der Planet sollte ein solider Stützpfeiler der Kommunalität und der Konföderation werden, so wie es ihm auch nach dem Gefühl des Diems, zustand!

Einer der Hauptgegner des Anschlusses, Frank Tsu war nach einer Diskussion, die er vor einem Monat am Rande der Verhandlungen mit ihm geführt hatte, in seiner Kritik plötzlich verstummt. Tsu war zwar immer noch kein großer Freund des Anschlußes, aber er oponierte seit damals nicht mehr mit aller Vehemenz dagegen. Chou, hoffte, das ihn seine und Strobokovs Argumente doch noch überzeugt hatten.


3. März 2506
Konzernzentrale Compu-Tech Tian-Tan, St. Ives

Peter Paul war fasst am Ziel seiner Wünsche. Nur noch die Abstimmung übermorgen in der Generalversammlung und St. Ives hatte dem Anschluß an Sian offiziell zugestimmt. Mehrere Jahre hatte er schon offiziell in der Bewegung ProCapella und insgeheim als Agent der Maskirovka auf dieses Ziel hingearbeitet. Einer seiner Beweggründe war, da das Unvermeidliche sowieso nicht aufzuhalten war, dies möglichst ohne großes Blutvergiesen erreicht werden sollte. So wie es aussah, war ihnen das nun auch gelungen. Wo wohl seine Kollegin jetzt sein würde, dachte er nach. Die Agentin hatte unter dem Namen Gabriela Fu in dem einen Monat in dem sie hier war, sehr viel erreicht. Ohne sie hätte er sicher den Zeitplan nicht halten können, aber sie hatte es geschafft in Hu LungMing den Enthusiasmus zu entzünden, der ihn im Laufe des vergangenen Jahres zu einem seiner wertvollsten Mitarbeiter gemacht hatte.


3. März 2506
Kommandozentrale CDS Botany Bay im Sturz auf Calpaca

Zhong-Shao Wladimir Shukov drückte den Knopf des Aufzeichners und begann zu sprechen: "An die Regierung und die Streitkräfte von Calpaca, hier spricht der Kommandeur des Krin-Einsatzverbandes der Kommunalität Sian, legen Sie die Waffen nieder und ergeben Sie sich, dies ist die letzte Aufforderung! Wir werden in Kürze landen und erwarten an der Landestelle ihre Kapitulationserklärung!" Shukov drückte den "Stop"-Schalter und nickte dem Signalgasten zu. "Senden Sie das ab sofort, bis wir in die Athmosphäre eintreten."

"Aye Aye, Shukov Zhong-Shao" bestätigte dieser die Anweisung. Der Zhong-Shao drehte sich um und richtete eine Frage an den Kommandanten des Union Landungsschiffes, "Wie lange noch bis wir unten sind?" "Noch ca. 30 Minuten, in 20 Minuten treffen wir auf die ersten Ausläufer der Athomsphäre, ab da wirds ungemütlich."

"Gut, dann bringen Sie uns in einem Stück runter." Shukov grinste und betätigte dann die Intercom-Taste: "An alle Einheiten, Fertigmachen zur Landung. Besatzungen in den Fahrzeugen in X-15, Touch Down in X-30!" Shukov verlies die Brücke und begab sich in den Laderaum. Noch hatten sie, bis sie die Athmosphäre erreichten, durch die Bremsverzögerung des Landungsschiffes Pseudo-Schwerkraft von ca 1,3 g, danach käme bis zur Landung keiner mehr ohne Verletzungen durch das Schiff. Er musste sich also beeilen, um seinen Panzer zu erreichen.

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